PlanungsPolitik-Forschung

Stadt + Gesellschaft verstehen + Planungspolitik gestalten

Kommentare

Industriefläche newPark nicht new, sondern Unfug
(15. November 2018)

Die Jahrzehnte lange Nutzung der Lippe-Schleife bei Datteln und Waltrop als abwassertechnische Rieselfelder für die Haushaltsabwässer der Stadt Dortmund hat dieses Stück Landschaft in fruchtbares Ackerland verwandelt. Das freilich hat den Kreis Recklinghausen nicht interessiert. Er wollte den NewPark. Dass 35 Höfe im Vollerwerb und 9 Betriebe im Nebenerwerb für das newPark-Projekt von ca. 136 ha teils schon aufgegeben wurden oder teils noch weichen müssen, hat den Kreis Recklinghausen und den Besitzer der meisten Flächen, die ehemalige RWE, nicht interessiert. Ob der Kreis aus eigenem Interesse hier ein großes Industrie- und Gewerbegebiet wollte oder ob die RWE hier einen höheren Preis für die Flächen als Industrie- und Gewerbegebiet erzielen wollte, das soll hier nicht interessieren. Der Kreis kaufte auf alle Fälle die Fläche und entwickelt sie heute beharrlich mit großem medialem Aufwand und in bunten Karten und Bildern weiter. Er präsentiert nun das newPark@planungs-und-Informationsportal.de. Die Fläche ist als Industrie- und Gewerbefläche ausgewiesen.

Rieselfelder

Die Fläche des newPark als Industrie- und Gewerbefläche wäre als realisiertes Projekt für den Bodenschutz, den Wasserschutz und den Naturschutz der Lippeschleife hoch problematisch. Vögel, Lurchen und Wildblumen im Flora-Fauna-Habitat der Lippeaue sind dadurch potentiell gefährdet. Bei Hochwasser in der Lippe wird der newPark als ein Ensemble von Bauten und Fabrikationshallen ein gefährliches bauliches Hindernis im Abfluss des Wassers mit Rückstauwirkung sein.

Die Bedeutung der Lippeschleife und der Rieselfelder wird als Freiraum und Erholungsraum durch das Industrie- und Gewerbegebiet schwer beschädigt, ihre archäologische Bedeutung wird zerstört. Als Raum zum Spazierengehen, zum Wandern und Radfahren wird die Lippeschleife mit dem newPark-Gelände kaum noch als reizvoll und wertvoll empfunden werden. Der newPark wird eine Barriere für solche Erholungsfunktionen sein. Als Teil einer Frischluftschneise für das gesamte mittlere Ruhrgebiet ist das newPark-Projekt nicht vorgesehen, sondern es ist eine Katastrophe, die zur Luftbelastung und zur Erwärmung der Region nicht unerheblich beitragen wird.

Im Fall der Realisierung des newPark ist eine Verkehrstrasse östlich von Datteln und dann selbstverständlich ebenfalls im Freiraum der Dortmunder Rieselfelder in nord-südlicher Richtung so gut wie zwingend. Sie würde den newPark an die Autobahn A 2 anschließen. Das haben die Planer des newPark auch so vorgesehen. Sie wollen das Projekt einer B 474 n, die den Zugang des newParks, seiner Produkte per LKW und seiner Geschäftspartner und Beschäftigten per Automobil zur A 2, zum nördlichsten Ost-West-Autobahnkorridor des Ruhrgebiets, möglich machen. Der überörtliche Autoverkehr auf einer Bundesstraße B 474 wäre sicher prima für einen newPark, aber ebenso sicher der Tod der Rieselfelder als wertvoller Raum der Landwirtschaft und für die Ökologie der Lippe und die Lippeaue.

Aus landwirtschaftlicher Sicht ist das weitere Festhalten an der newPark-Planung nicht nur wegen der Planung einer B 474n kontraproduktiv. Seit der Kreis Recklinghausen das newPark-Projekt beschloss, wurden mit den Landwirten auf den newPark-Flächen nur noch Pachtverträge mit dreijähriger Laufzeit abgeschlossen. Längerfristige wirtschaftliche Perspektiven sind unsicher, weswegen die Mehrheit der Landwirte auf kurzfristig ertragsreiche Feldfrucht setzt. Erst langfristige Pachtverträge und Perspektiven werden etwa die Umstellung der Betriebe auf biologisch und kulturlandwirtschaftlich sinnvollere variantenreiche und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft in größerem Umfang ermöglichen.

Die bisherige Planung für die Lippeschleife bei Datteln ist im Jahr 2018 und folgende noch weniger zeitgemäß als sie es im Jahr 2009/2010 gewesen wäre. Die Schädlichkeit des newPark-Konzepts in den Rieselfeldern ist allerdings heute deutlicher denn je. 2009/10 wollte man die Fläche in die Vermarktung bringen. Bis heute wollte wohl niemand dort investieren. Sie ist eben Unfug.